Wenn die Zweifel nagen… Road to Hamburg Marathon Part 4

Zweifel, Frust, Angst – das sind die drei Worte, die meine Situation seit 2 Wochen beschreibt. Nachdem mich meine Erkältung hat zwei Wochen nur auf Sparflamme laufen lassen, stehe ich seit ebenfalls zwei Wochen wieder im Training. Laufeinheiten bis zu einer Stunde sind ganz ok, Intervalle fallen schwer (aber bei wem ist das nicht so?!) und die langen Läufe bringen mich schier zur Verzweiflung. Letzten Sonntag bedurfte es einer immensen Überwindung überhaupt vor die Tür zu gehen, da es ununterbrochen geregnet und ordentlich gewindet hat. Doch alles keine Ausreden, am Ende standen 23km auf der Uhr und ich dachte, meine Beine würden mir jeden Moment abfallen wollen. Und dann stelle ich mir vor, dass ich da noch 19km oben drauf setzen muss! Wann? In nur 5 Wochen – unvorstellbar! Wie soll ich das schaffen? Haben mich die zwei Wochen Erkältung doch so immens zurückgeworfen? Ich zweifle an der ganzen Unternehmung. Warum tue ich mir das an? Ich weiß es nicht. Doch Zeit meines Lebens bin ich vom Ehrgeiz zerfressen. Es gibt für mich nichts Halbes – nicht im Sport. Ich stehe mir damit häufig selbst im Weg, doch ich kenne keinen Weg heraus. Ich ertrage keine Niederlagen!

Sonne

Seit heute habe ich einen Plan B. Heute ist wieder Longrun-Day gewesen. Ich laufe los und meine Herzfrequenz schießt durch die Decke, ist ununterbrochen im Maximal-Bereich. Warum? Ich weiß es nicht. Tempo gedrosselt, Herzfrequenz bleibt oben. Erklärung? Fehlanzeige! 19km laufe ich im tiefroten Bereich, fühle mich während des Laufens aber nicht so ganz wie im Endstadium. Doch die Gedanken kreisen unentwegt um die Frage: Was ist da los? Die Beine sind schwer, aber nicht so schwer, dass ich die Treppen zur Wohnung nicht mehr hochkomme, aber das Herz rast. So hoch war die Herzfrequenz noch nie. Ich fühle mich nicht fit und so treffe ich eine Entscheidung und hoffe, mir damit etwas den Druck zu nehmen. In einer Woche werde ich in Berlin an der Startlinie zum Halbmarathon stehen, ich werde ihn laufen und danach zwei Entscheidungen treffen:

1. Werde ich in Cuxhaven eine Woche später einen weiteren Halben laufen oder auf die 30km ummelden?

2. Werde ich in Hamburg an den Start gehen?

Es ist alles freiwillig, was ich hier tue. Ich will es so sehr. Doch ich will auch mein Leben genießen, es in vollen Zügen auskosten. Vielleicht ist ein ganzer Marathon für mich einfach eine Nummer zu hoch?! Der Erste tat schon so weh, doch ich wollte die in meinen Augen miserable Zeit nun unbedingt verbessern.

Die Erkenntnis tut weh und nagt an mir, doch wenn aus Spaß am Laufen ein Kampf wird, muss man ernsthaft hinterfragen, ob es das Richtige ist!

Ein Lied einer großartigen deutschen Sängerin hilft mir momentan durch die Zweifel:

“Muss denn wirklich alles besser werden, um gut genug zu sein?

Weiter, schneller, höher, damit es endlich reicht.

Wie sollst du denn besser werden, wenn’s so schwer ist, man selbst zu sein?

Nur wenn du lachst, wenn du lachst, fällt dir ein: besser kann es nicht sein!”